Jakob Bösch
Psychiater, ehemaliger Chefarzt, Vater, Grossvater, Appenzeller.
Vor Jahrzehnten bin ich der Schweizer Sterbhilfe Organisation EXIT beigetreten. Bald erhielt ich ein Telefon, ob ich bereit wäre, Rezepte auszustellen für das Sterbemittel Na-Pentobarbital. Der Gedanke, ich würde so direkt am Sterben von anderen Menschen mitwirken, erschreckte mich, durchzuckte mich wie ein Schock. Von diesem Schrecken erfüllt, antwortete ich sofort und heftig mit nein.
Meine Berufslaufbahn entwickelte sich weiter bis ich im Jahre 2006 nach 15 Jahren als Psychiatrie-Chefarzt pensioniert wurde und die Erforschung und Lehrtätigkeit von Spiritualität und geistigem Heilen ins Zentrum meiner Arbeit rückten. 2019 wurde ich von Eternal Spirit im Sterbehilfeprozess als psychiatrischer Experte um Unterstützung angefragt. Das unglaubliche, jahrelange Leiden der Anita M., um deren begleitetes Sterben es im Prozess ging und immer noch geht, änderte meine Haltung. Anita M. hat viele Jahre schwerst gelitten, ohne dass ihre körperliche Erkrankung erkannt und richtig diagnostiziert wurde. Sie wurde mit ihren schweren Schmerzen und erst recht mit ihrem Wunsch nach Erlösung durch begleitetes Sterben ignoriert, abgewiesen und als psychisch krank wiederholt in die Psychiatrie verfrachtet. Mir wurde klar, Menschen wie Anita M. im Stich zu lassen, geschieht aus Unwissen, Vorurteilen, Feigheit. Darum kämpfe ich jetzt für die Anerkennung des selbstbestimmten Sterbens als fundamentales Menschenrecht.